Zum Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gab es nicht nur einen Stand mit Informationen u.a. zu Unterstützungsangeboten für von Gewalt Betroffene, sondern auch eindrucksvolle Aktionen über den Tag verteilt:
Die Reaktionen der Passant:innen auf den Flashmob und den Chor waren sehr gemischt und reichten von Interesse und Gesprächsaufnahmen bis hin zum unwirschen "Was soll der Scheiß hier?", inklusive Drängeln und Schubsen eines Mannes, den die Aktionen wohl verärgert hatten.
In meiner Zeit als Vorständin der BAG Täterarbeit e.V. und auch als Projektreferentin zum Thema gewalttätige Frauen im Kontext häuslicher Gewalt habe ich die (Bundes-) Männerverbände als sehr fortschrittlich, selbstbewusst und engagiert erlebt, manchmal als grenzüberschreitend, aber meistens dialogfähig. Am 25.11. habe ich keinen einzigen Mann bei den Aktionen gesehen und kein einziges Statement der Männerverbände gelesen. Kein Statement der Solidarität, kein Statement des gemeinsamen Aufstehens gegen die patriarchalen Strukturen, deren Opfer auch Männer sind und gegen die sich die Männerverbände - zu Recht - wehren. Gegen geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen. Was wäre es sinnstiftend, hoffnungsgebend und mutmachend gewesen Seite an Seite gegen die patriarchale Gewalt einzustehen.
Wer noch durch Abwesenheit glänzte, war die lokale Presse, die Nordwestzeitung (NWZ). Die Pressemitteilung zu den Aktionen wurde auf drei Sätze reduziert und ressourcenschonend veröffentlicht. Vor Ort war kein:e Pressevertreter:in. Schade, denn es hätte viel zu erzählen gegeben über die Notwendigkeit der Einführung des Gewalthilfegesetzes, über die Notwendigkeit der Sensibilisierung unserer Sprache, denn: "Ermordet, weil sie eine Frau war" oder "Gewalt erlebt, weil sie ein Mädchen ist..." suggeriert, dass das weibliche Geschlecht das Problem sei. Das Problem ist aber der Frauenhass, und der ist eindeutig männlich. Es sind Männer, die Gewalt gegen Frauen bis hin zum Femizid verursachen und dafür verantwortlich sind. Aus meiner Sicht darf das klar benannt werden. Natürlich nicht alle Männer, aber immer Männer.
Gestern erhielt ich von einem Bekannten den Artikel "Anstatt dem Sexismus gegen Frauen ein Ende zu setzen, dreht man ihn um - gegen Männer" aus dem Spiegel Nr. 48 vom 23.11.2024. Mir fehlen die Worte zum Inhalt, wo in diesem Zusammenhang (Prozess Gisele Pelicot) der mahnende Zeigefinger erhoben wird, weil nun Männer unter Generalverdacht gestellt werden könnten. Hier wäre aus meiner Sicht doch der richtige Schritt die unfassbare (sexualisierte) Gewalt, die Frauen und Mädchen durch Männer angetan wird endlich anzuerkennen und politisch dagegen zu wirken.
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