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Neue Impulse für Restorative Justice im Strafvollzug: Erste Schritte in der internationalen Arbeitsgruppe beim EUROPEAN FORUM FOR RESTORATIVE JUSTICE

  • Foto del escritor: Daniela Hirt
    Daniela Hirt
  • hace 3 días
  • 3 Min. de lectura

In einer Zeit, in der Fragen rund um Freiheitsentzug und Resozialisierung zunehmend gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten, ist es wichtiger denn je, Restorative Justice (RJ) auch im Kontext des Strafvollzugs weiterzudenken. Genau das ist Ziel der neuen Arbeitsgruppe des European Forum for Restorative Justice (EFRJ), an der ich seit Kurzem mit dem Fokus: „Restorative Justice und Freiheitsentzug“ mitwirke. Diese Gruppe bringt Expert:innen aus ganz Europa zusammen, die eines verbindet: die Überzeugung, dass auch im System des Freiheitsentzugs Raum für Menschlichkeit, Begegnung und Entwicklung bestehen kann, wenn wir Restorative Justice (RJ) nicht nur als Methode, sondern als Haltung begreifen. Schon beim zweiten Treffen der Gruppe wurde deutlich: Wir wollen mehr, als nur bestehende Modelle analysieren. Wir wollen einen neuen Raum des Denkens und Handelns eröffnen, in dem Freiheitsentzug nicht als „Endstation“ gilt, sondern als Phase, in der Entwicklung, Reflexion und Veränderung möglich sind.

Der Fokus der Gruppe liegt dabei nicht nur auf klassischen Gefängnissen. Auch Übergangseinrichtungen, psychiatrische Forensik oder Programme mit elektronischer Überwachung sind Teil unseres Blickfelds. Denn: Freiheitsentzug ist eine Lebensrealität, die weit über Gitterstäbe hinausgeht. Unser Ziel ist es, diese Lebenssituation als Teil eines Prozesses zu verstehen, eines Prozesses, der innen beginnt und außen weitergeht. RJ soll in diesem Prozess eine verbindende Brücke schlagen: zwischen Täter:innen und Betroffenen, zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Vergangenheit und Zukunft.


Einen besonderen Schwerpunkt, den ich in die Gruppe einbringe, ist die Perspektive der von Straftaten Betroffenen. In mehreren Gefängnissen habe ich RJ- Kreisdialoge auf der Grundlage meines Konzeptes "Betroffenenorientiertes Arbeiten im Strafvollzug (BoAS)" moderiert, in denen Betroffene von Straftaten, Menschen aus der Gesellschaft, die weder tatverabtwortlich noch betroffen sind mit Inhaftierten in den Austausch treten konnten. Diese Begegnungen sind keine einfachen Gespräche, sie sind tiefgreifende Prozesse des Zuhörens, Verstehens und manchmal auch des Vergebens. Sie zeigen, dass Gerechtigkeit nicht nur in Strafen besteht, sondern auch in Verbindung, Anerkennung und Verantwortung.

Die Stimme der Betroffenen ist dabei zentral: Ihre Perspektive hilft Inhaftierten oft dabei, ihre Taten erstmals in ihrer ganzen Tragweite zu begreifen und sich selbst neu zu sehen. Es ist diese transformative Kraft, die RJ so besonders macht.


Wir beschäftigen uns in der Arbeitsgruppe u. a. mit folgenden Fragen:


  • Was macht eine „restorative“ Institution aus: kulturell, strukturell, zwischenmenschlich?

  • Wie können Betroffene ernsthaft in Strafvollzugsprozesse eingebunden und geschützt werden?

  • Welche Rolle spielt das soziale Umfeld, insbesondere Familie und Kinder in der Resozialisierung?

  • Wie gehen wir mit Gewalt, Radikalisierung oder Machtgefällen in geschlossenen Einrichtungen um?

  • Und wie kann RJ langfristig zur sozialen und moralischen Rehabilitation beitragen?


Die Arbeitsgruppe versteht sich als Plattform für Austausch, Forschung und praktische Entwicklung. Wir wollen nicht nur reden, sondern konkrete Schritte definieren, die wir bis Ende 2026 umsetzen können mit Wirkung in Praxis, Bildung und Gesellschaft. Die Beteiligung verschiedenster Akteur:innen (Justiz, Soziales, Wissenschaft, Politik, Opferhilfe) ist dafür essenziell.


Für mich ist die Teilnahme an dieser Arbeitsgruppe eine Herzensangelegenheit. Ich bin überzeugt, dass in jeder Begegnung, auch in einem Gefängnis, die Möglichkeit steckt, etwas zu verändern. Die Kreisdialoge haben mir immer wieder gezeigt, dass es nicht um „Verzeihen“ im klassischen Sinn geht, sondern um das Wiederherstellen von Würde und Beziehung.


Ich freue mich darauf, weiter gemeinsam mit engagierten Kolleg:innen aus ganz Europa einen Beitrag zu einer gerechteren, menschlicheren Strafpraxis zu leisten und dabei auch die Stimmen hörbar zu machen, die allzu oft überhört werden: die der Betroffenen.


Zum weiteren Verständnis meine Zusammenfassungen bei der Weiterbildung im Februar 2025 in Leuven zu o.g. Thema:












 
 
 
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