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„Sensible und komplexe Fälle in der restaurativen Justiz“ mit Tim Chapman

Februar - März 2023



Endlich ist es soweit! Die Weiterbildung „SENSIBLE UND KOMPLEXE FÄLLE IN DER RESTAURATIVEN JUSTIZ“ mit Tim Chapman aus Nordirland (Vorstandsmitglied European Forum of restorative justice (EFRJ), Professor an der Strathclyde University) hat begonnen, nachdem sie zweimal verschoben werden musste. Organisiert hat das ganze Claudia Christen als Präsidentin des RJForum Schweiz und als Vorständin des EFRJ. Zwei Vereine, in denen ich Mitglied ich bin und die die Idee der restaurativen Justiz auf europäischer Ebene sehr voranbringen.


Immer wieder habe ich in der Vergangenheit an eintägigen Workshops zu restorative justice über diese Vereine teilgenommen und so mein Fachspektrum erweitert. Voller Neugierde und Freude nehme ich nun an dieser Weiterbildung mit noch weiteren 28 Teilnehmenden aus der ganzen Welt teil. Ich bin die einzige Teilnehmerin aus Deutschland. Zuerst machen wir online drei Sessions, dann live und in Farbe für vier Tage in Biel/Schweiz Anfang März.


Hauptsächlich geht es in der Weiterbildung darum, noch besser zu verstehen, wie Opfer von (Straf-) Taten die Auswirkungen von Straftaten erleben, Fähigkeit zu erwerben, restaurative Prozesse zu nutzen, um den Betroffenen zu helfen und Probleme zu bewältigen, die sich aus ihren Erfahrungen mit Verbrechen ergeben. Zudem ist das Ziel, potenzielle Risiken für Betroffene bei der Teilnahme an restaurativen Prozessen zu erkennen und sichere, faire und respektvolle opferzentrierte Prozesse zu planen, die sie vor identifizierten Risiken schützen. Tim steigt in das erste Onlinetraining sehr sensibel, achtsam und kompetent in die Themen Werte, Prinzipien und Konzepte der Restaurativen Justiz ein.


Was mir besonders (auch im zweiten Training) gefällt, dass Tim uns immer wieder um unsere fachliche Einschätzung bittet und uns auffordert, ihm zu widersprechen, zu ergänzen und zu bereichern. Es ist genau der Austausch nach meinem Geschmack, da Tim mir mit seiner Lehre aus dem Herzen spricht. Er begleitet auch hochkomplexe Prozesse, wo Menschen, die Opfer von sexualisierter Gewalt und schwerer häuslicher Gewalt wurden, dem Täter begegnen, der ihr/ihm das angetan hat. Wir sprechen über Traumata, von den verschiedenen Ebenen der entstandenen Schäden durch eine Straftat und über die restaurative Antwort darauf. Wir diskutieren über das Prinzip Gerechtigkeit und über wichtige Konzepte der Heilung wie Autorität (analog zur Würde, die der Betroffene wiedererlangen kann über die Teilnahme an einem restorative justice Projekt), Gemeinschaft und Erzählungen. Tim betont die Wichtigkeit, den Menschen, die Opfer einer Straftat wurden, keinen Druck aufzuerlegen vom behördlichen System, der Familie, Freundinnen oder gar einem Täter an einem restorative justice Projekt teilzunehmen. Er betont zudem die Wichtigkeit unserer Arbeit als Praktikerinnen und Praktiker, einen sicheren Prozess zu bieten und dies immer wieder zu überprüfen.


Besonders stellt er dabei drei Grundfragen heraus:

  • Wie kann ich wirklich sicherstellen, dass die Person freiwillig teilnimmt?

  • Wie kann ich wirklich sicherstellen, dass der Täter Verantwortung übernimmt?

  • Wie kann ich wirklich wissen und somit sicherstellen, dass der Prozess sicher ist?


Drei Fragen, die auch für mich immer wieder zentrale Leitfragen sind, wenn ich die Teams in den Gefängnissen bei der Umsetzung eines restorative justice Projekts begleite.


Bei den Weiterbildungsinhalten kann ich einen sehr guten Transfer in die Praxis vornehmen. So waren auch beim kürzlich abgeschlossenen Täter-Opfer-Kreis (TOK) in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede das immer die zentralen Fragen, die uns unterstützt haben, im Prozess unsere Vorgehensweise in den Gruppentreffen zu justieren.


Ich bin sehr gespannt auf die Präsenztage in Biel vom 06.-09.03.2023 und werde auf jeden Fall davon berichten!



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